Es war eine dieser Abende, an denen der Nebel nicht nur den Marktplatz bedeckte, sondern die ganze Stadt in einen grauen Schleier hüllte. Stendal wirkte verlassen, als wäre sie von der Welt abgeschnitten. Der Wind heulte durch die leeren Gassen, zog in die Ecken und um die Türme des Doms, als wollte er ein Geheimnis mit sich tragen, das niemand hören durfte. Frieda hatte das Gefühl, dass die Stadt selbst atmete – schwer, unruhig, fast lebendig. „Komm, Lotte“, flüsterte sie und zog den kleinen Pudel an der Leine. „Wir müssen etwas finden.“ Frieda war in den letzten Wochen oft von Albträumen geplagt worden, in denen der Wald sie rief – der Wald, der die Grenze zwischen der Altmark und etwas Dunklem und Unheimlichem war. Es war der alte Friedhof, den sie so gut kannte, wo ihre Großeltern begraben lagen, und doch wirkte er plötzlich anders. Die Bäume, die sonst friedlich den Wind rauschen ließen, schienen etwas zu verbergen. Etwas, das sie nie sehen durfte. „Warum bellt du, Lotte?“ Frieda kniete sich nieder und sah ihren Hund an. Doch Lotte war starr, die Augen weit geöffnet, und starrte in den dunklen Wald hinter dem Friedhof, als ob sie etwas gesehen hatte. Etwas, das Frieda nicht sehen konnte. In diesem Moment hörte sie es. Ein leises Flüstern, fast unhörbar, aber es war da. Ein Rascheln in den Bäumen, als ob sie flüsterten, als ob sie etwas wollten – von ihr, von allen. Und dann ein weiteres Geräusch. Ein Kichern. Ein schallendes, kehliges Kichern, das durch den Wind trieb. Frieda drehte sich um, aber da war nichts. Der Friedhof lag in Stille. Und doch war etwas da. Irgendetwas, das sie nicht sehen konnte. Kapitel 2: Der Wald, der sich bewegt In den folgenden Tagen schlich sich eine dunkle Vorahnung in Friedas Gedanken. Sie hatte das Gefühl, dass die Bäume des Waldes mehr waren als nur Holz und Äste. Irgendetwas war anders – als ob der Wald selbst auf sie wartete, um sie zu verschlingen. Es war nicht nur der Wald bei Nacht, es war die Stadt. Die Stadt Stendal schien sich selbst zu verändern. Die Straßen waren leerer, der Wind kälter, und der Marktplatz lag immer häufiger unter einem dichten Nebel, der wie eine schwere Decke über der Stadt hing. Eines Abends, als sie von der Schule nach Hause ging, entdeckte Frieda etwas Ungewöhnliches: Der Roland, das steinerne Wahrzeichen der Stadt, schien im Nebel zu flimmern. Sein Blick war starr und leer, doch es war, als ob er sie anstarrte, als ob er sie kannte. „Es ist nur der Nebel“, murmelte sie sich selbst zu, als sie sich weiterging. Doch je länger sie den Roland ansah, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass er sich bewegte. Etwas an der Statue war nicht richtig, wie ein Schatten, der im Nebel schwand, der aber immer noch in der Luft hing, als wäre er ein Teil von ihr. Und dann geschah es. Ein Geräusch. Ein Knacken. Etwas, das über den Marktplatz schlich, so leise, dass es fast schon wie ein Flüstern in der Dunkelheit war. „Hallo?“ Frieda sah sich um, doch der Platz war leer. Kein Mensch war zu sehen. Die Lichter flackerten, und der Wind kam wieder auf, als wollte er sie irgendwohin treiben. „Wer ist da?“ Aber niemand antwortete. Nur der Wind, der durch die leeren Straßen pfiff und die Schatten der Gebäude zog, als ob sie sich bücken würden, um etwas zu hören. With Dream Machine AI